Ausstellungen zur Eröffnung

Vom römischen Lagerdorf zum mittelalterlichen Lesehof

Die Ausstellung "Von der Herren Hof von Passau" ist ein gutes Beispiel dafür, dass weite Teile einer Stadtgeschichte oftmals anhand der Geschichte eines einzigen Hauses rekonstruiert werden können. - Alle in der Schau gezeigten Exponate sind Fundstücke vom Kardinal Piffl Platz Nr. 8. Wegen zu erwartender archäologischer Funde hatte die Abteilung für Bodendenkmale in den Jahren 1995 und 1996 - vor Baubeginn des Kulturzentrums - vorbeugende Grabungsarbeiten durchgeführt. Dabei war ein bislang unbekannter Ausläufer des römischen Lagerdorfes mit Brunnen- und Kelleranlagen aus den ersten drei nachchristlichen Jahrhunderten freigelegt worden. Außerdem wurden Gebäudereste entdeckt, die sich als Relikte eines mittelalterlichen Weinlesehofes des Dom- und Hochstiftes Passau identifizieren ließen. Als Sensation galt aber der Fund von 1238 figural verzierten und glasierten Bodenfliesen des 14. Jahrhunderts aus der Kapelle des Lesehofs. In dieser Anzahl und in ihrem guten Erhaltungszustand sind die Fliesen im europäischem Bereich einzigartig.   

Ein Teil dieser Bodenfliesen steht im Mittelpunkt der Ausstellung. Überreste des mittelalterlichen Weinkellers des Lesehofs wurden konserviert und vorbildlich in den Museumsbau integriert. Ausgewählte Fundstücke, wie etwa ein 14-teiliger Terra-Sigillata-Geschirrsatz aus der Römerzeit oder die Überreste einer mittelalterlichen Gebetsperlenproduktion, runden das sehenswerte Programm ab. 







Figural verzierte Fliese aus der Kapelle des Passauer Weinlesehofs, 14. Jh. Typ 1 HirschRömisches Terra Sigillata-Service bestehend aus Vorlageplatte, und unterschiedlich dimensionierten SchalenDiverse Schliessen und bunt bemaltes Bruchstück einer Blattkachel (bärtiger Männerkopf mit Mitra, 16. Jh.)  Beinnadeln und diverse Schmuckstücke aus der Römerzeit Relikte der Gebetsperlenproduktion eines sog. "Paternosters" (14. bis 15. Jh.)


Ausgrabungen am Rathausplatz

Stadtkernforschung in Klosterneuburg von 1999 bis 2002 

Die archäologische Erforschung des Rathausplatzes in seiner Heimatstadt Klosterneuburg war das letzte große Ausgrabungsprojekt des weit über die Grenzen Niederösterreichs hinaus bekannten Archäologen Univ.-Prof. Dr. Johannes-Wolfgang Neugebauer. Völlig unerwartet verstarb er in den letzten Tagen der vierten und abschließenden Kampagne seiner Untersuchungen des alten Klosterneuburger Zentrums.


Die Ausstellung dokumentiert die bedeutendsten Neuerkenntnisse über die 2000jährige Geschichte des Platzes: gefunden wurde ein Abschnitt des römischen Verbindungsweges zwischen der Limesstraße und dem Militärkastell. Weiters wurden das mittelalterliche Schrannengebäude, der Vorläufer des heutigen Rathauses freigelegt, sowie Teile des zugehörigen "Grätzls" – des Handwerker- und Gewerbeviertels – nachgewiesen. Zahlreiche historisch aussagekräftige Kleinfunde belegen die Nutzung des Platzes in der Römerzeit sowie spätestens wieder ab dem Hochmittelalter. 

Ein weiterer Teil der Ausstellung ist dem Andenken an das wissenschaftliche Werk von Univ.-Prof. Dr. Johannes-Wolfgang Neugebauer gewidmet. Es wird ein Querschnitt durch seine jahrzehntelangen "Klosterneuburger Grabungen" präsentiert. 




Fundobjekte vom RathausplatzDer Rathausplatz während der AusgrabungenGlasiertes Krüglein aus der aschig und stark holzkohlehältig verfüllten Grube (Muffelofen?) im Schrannenkeller
Skelett eines neugeborenen Kindes, das inmitten der römischen Zivilsiedlung bestattet worden war.Benedikt Prill, die Schranne von Klosterneuburg kurz vor ihrem Abriss, 1730 (Handschrift 23/7, Stiftsarchiv Klosterneuburg)

Rückblick auf die Ausstellungseröffnung

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