Starregisseur Stefan Ruzowitzky

Stefan Ruzowitzky beim österr. Filmpreis

Klosterneuburg ist ein zunehmend beliebter Ort für Dreharbeiten. Das Amtsblatt bat Starregisseur und Wahl-Klosterneuburger Stefan Ruzowitzky zum Interview.

Immer wieder nutzen Film- und TV-Produktionen die Stadt als Kulisse. Gründe dafür sind sicher die Nähe zu Wien, aber auch die Vielfalt an Drehorten, vom städtischen Setting über Einfamilienhäuser und Villen bis hin zu ländlicher Umgebung und viel Natur. Jüngst waren zum wiederholten Mal die Kommissare von Soko Donau zu Gast. 2020 und 2021 wurden zwei Werbefilme hier produziert. Im November war Harry Prünster mit „Harry’s schönste Zeit“ zu Gast.

Der Nutzen für die Stadt ist dabei nicht zu unterschätzen. Nicht nur, dass vor allem bei Nächtigungen oder mehreren Drehtagen lokale Wertschöpfung lukriert wird. Film- und Fernsehproduktionen sorgen für wichtige Impulse und erzeugen einen Image- und Werbeeffekt. Die Stadt selbst hat mit dem jährlichen Kurzfilmfestival „Shortynale“ eine Drehscheibe für junge Filmemacher geschaffen. Filmschaffende aus Klosterneuburg räumen auch international immer wieder Preise und Auszeichnungen ab, allen voran Stefan Ruzowitzky. Mit dem Amtsblatt sprach er exklusiv über die Rolle Klosterneuburgs in seinem Schaffen sowie seinen neuesten Kinohit „Hinterland“. Dieser wurde beim 74. Locarno Film Festivalmit dem „Prix du public UBS“ ausgezeichnet.

Hinterland Murathan Muslu und Liv Lisa Fries


Interview mit Stefan Ruzowitzky

AB: Welche Rolle spielt ihre Heimatstadt in Ihrem Schaffen?
SR: Ich fühle mich extrem wohl in Klosterneuburg, meine Heimatstadt, die mich als Kind geprägt hat ist es leider nicht!

AB: Würden Sie sagen, dass es hier Potential nach oben gibt? Wenn ja, was macht Klosterneuburg aus Sicht eines Filmschaffenden attraktiv, was sind vielleicht die Vorteile (gegenüber Wien oder dem städtischen Raum)?
SR: Potential nach oben nein. Aber Klosterneuburg hat einen guten Ruf in der Branche, weil es unbürokratischer und einfacher geht als in Wien.
AB: Wie erleben Sie das Kurzfilmfestival „Shortynale“, welches jährlich im Sommer in Klosterneuburg stattfindet? Denken Sie, dass es für junge Filmemacher von Bedeutung ist und auch für die Stadt von Nutzen sein kann?
SR: Ja, die Shortynale ist ganz großartig! Ich bin seit Jahren ein großer Fan! Einerseits ist es ein tolles, kulturelles Event und andererseits ist es eine gute Möglichkeit für den heimischen Nachwuchs!

AB: Zu Ihrem aktuellen Film „Hinterland“: Wie schon „Hölle“ spielt der Film in Wien – ist es schwierig, Projekte von internationaler Tragweite mit Wien-Bezug bzw. Österreich als Schauplatz durchzubringen oder hat sich das inzwischen gewandelt?
SR: Nein, auch international ist es gut, wenn Filme eine „Heimat“ haben!

AB: Ist eine verzerrte Perspektive, also Sicht auf die Vergangenheit Österreichs, etwas, das nach wie vor in der Geschichtsrezeption vorhanden ist?
SR: Was wir zeigen wollten, ist, dass sich die Welt für unsere Hauptfigur Kommissar Perg verzerrt und aus dem Lot darstellt.

AB: Sie beweisen bei der Schauspielerauswahl stets ein gutes Händchen und sorgen mitunter für Überraschungen – im Fall von Murathan Muslu scheint dies auch wieder gelungen. War er von Anfang an Ihr Wunschkandidat?
SR: Es war schon das dritte Mal, dass ich mit Murathan gedreht habe. Ich halte ihn für den besten österreichischen Schauspieler seiner Generation und im Film geht es auch sehr stark um Konzepte von „Männlichkeit“. Ich wollte daher unbedingt einen typischen Alphamann haben und da gibt es niemanden besseren als Murathan Muslu.

AB: Für die Zukunft: Darf das nächste Projekt schon verraten werden? Wird Klosterneuburg dabei eine Rolle spielen?
SR: Es gibt mehrere Projekte an denen ich arbeite, aber die sind alle noch nicht spruchreif!


24.11.2021

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