Gustav Tauschek

Klug Kampagne: Lochmaschine

Der Zeit weit voraus – ein Erfinderschicksal

Gustav Tauschek, geboren am 29. April 1899 in Wien, war ein Pionier der Informationstechnik und einer der kreativsten Erfinder im Bereich der Lochkartentechnik und Rechenmaschinen.

Tauschek studierte nicht, sondern arbeitete nach seinem Kriegsdienst in Serbien als Botengänger in der Nationalbibliothek. Dort lernte er Lochkartengeräte und Maschinen, die Guillochen druckten kennen. Guillochen sind feine Linien, die komplexe Muster bilden und oft auf Geldscheinen und Wertpapieren im Hintergrund sichtbar sind. Sie dienen als Verzierung und vor allem als Fälschungsschutz. Er konstruierte eine Verbesserung dieser Maschine und meldete diese 1922 als Patent an. Es war seine erste Erfindung und wurde später von der Nationalbank erworben. Es folgten ein Kartenlocher, ein automatischer Sortierer und eine Maschine, die Lochkarten zur Lohnabrechnung auslesen konnte. 1925 fing er bei der Büromaschinenfirma Rheinmetall in Thüringen an zu arbeiten, wo man ihm sogar eine eigene Abteilung für die Entwicklung von neuen Lochkartensystemen einrichtete. Bekannt aus dieser Zeit ist die Lochkarten-Buchungsmaschine System Tauschek, der Prototyp ist heute im Technischen Museum Wien ausgestellt. Die Abteilung wurde jedoch kurz darauf 1930 aufgrund der Weltwirtschaftskrise wieder geschlossen, das Unternehmen fokusierte sich auf die lukrativere Waffenproduktion. Tauschek wurde dann bis 1935 externer Entwickler für die amerikanischen Firma IBM, wo jedoch keine seiner Entwicklungen realisiert wurde. Nach Ablauf seines Vertrags richtete er sich ein technisches Laboratorium in Weidling in der Van Hamme-Villa ein. Von dort entwickelte er weiterhin Patente für IBM. In den Wirren des Zweiten Weltkriegs verschlug es ihn dann in die Slowakei und schließlich nach Zürich, wo er 1945 an einer Lungenembolie starb.

Im Bereich der Datenverarbeitung zählt Tauschek zu einem der ideenreichsten Köpfe, sein großer Einfluss auf die Entwicklung moderner Computersysteme ist unbestritten. Zu seinen unzähligen Entwicklungen gehören zum Beispiel: Schreib-, Rechen- und Buchungsmaschinen, der Trommelspeicher, eine Maschine, die Druckschrift in Blindenschrift (Braille) lesbar machte, ein Geldautomat, ein Vorläufer des Tintenstrahldruckers und Maschinen für Zeichenerkennung (lesende Maschine), Datenvorlesen, Handschriftenimitation und Anzeigen von Leuchtbuchstaben. Zusätzlich eine Mähmaschine, ein Motorschlitten und eine neue Art von Schusswaffe.

Nicht eine seiner Konstruktionen oder Konzepte schaffte es jedoch schlussendlich auf den Weltmarkt. So ereilte Gustav Tauschek ein klassisches Erfinderschicksal, was aber seine Leistung und Bedeutung für unsere moderne Welt heute in keiner Weise schmälert.

29.04.2022

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