Dr. Carl Henning

Dr. Carl Henning

Dem Schrecken des Krieges ein neues Gesicht geben
 
Carl Johann Henning wurde am 14. Februar 1860 in Broos in Siebenbürgen, damals Teil der K.u.k.-Monarchie und dem heutigen Rumänien, als Sohn eines Finanzrates geboren. Nach dem Besuch des Gymnasiums in Temeswar studierte er in Klausenburg und Wien Medizin, promovierte 1888 zum Doktor und spezialisierte sich auf plastische Chirurgie. Er heiratete die Dichterin Thusnelda Hermann und ließ sich mit ihr in Klosterneuburg nieder.

Henning war bei seinen Studienkollegen wohlbekannt: „Wenn man noch so früh in den Seziersaal kommt, ist der Henning schon da, und wenn man noch so spät weggeht, ist der Henning noch da.“ Seine zeichnerische Begabung veranlasste ihn dazu, die vorhandenen medizinischen Anschauungs- und Lehrmittel durch plastisch–farbliche Darstellungen zu ergänzen. In Folge gründete er das erste Institut für Moulagen an der Universität Wien. Als Koryphäe auf diesem Gebiet schuf er eine riesige Anzahl an Anschauungsobjekten und wurde international mit höchsten Ehrungen mehrfach ausgezeichnet. Besonders zu erwähnen ist seine Erfindung der elastischen Gesichtsprothese, der sogenannten „elastischen Henning-Prothese“ sowie der Substanz „Elastine“. Nach dem ersten Weltkrieg half das vielen Kriegsversehrten wieder ein normaleres Leben zu führen oder einem Beruf nachgehen zu können. Im Naturhistorischen Museum wurde ihm zu Ehren von seinem Enkelsohn ein eigener „Henning-Raum“ im Rahmen der pathologisch-anatomischen Sammlung geschaffen.

Mit seiner eindrucksvollen Gestalt und dem wallenden Bart war er eine eindrucksvolle Erscheinung und als leidenschaftlicher Fechter und Turner prägte er die Gründung des Wiener Akademischen Turnvereins.

Henning starb unter kuriosen Umständen am 3. Juni 1917 nachdem ein Insektenbiss bei ihm eine Blutvergiftung auslöste.

Moulagen sind farbige, dreidimensionale, lebensgroße Nachbildungen von durch Krankheitssymptomen entstellten Körperteilen aus Wachs, die von Anfang des 19. Jahrhunderts bis in die Neuzeit vor allem in der Dermatologie und Venerologie verwendet werden. Zuerst von Medizinern hergestellt, wurden Moulagen seit der Jahrhundertwende 1900 von ausgebildeten Künstlern, insbesondere von Frauen angefertigt, in den 1950er Jahren galt die Tätigkeit sogar als expliziter Frauenberuf“. Mit dem Aufkommen der Farbfotografie geriet die Technik in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts in Vergessenheit. Heute sieht man die Präparate als historische Dokumentation für Krankheiten, die es in dieser Form nicht mehr, oder die nur mehr selten vorkommen und sie werden noch immer gern im Medizinstudium als Anschauungsobjekte benutzt.

21.10.2022

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