Archivfotos Niedermarkt

Der Niedere Markt, später Niedermarkt, war im Mittelalter einer der ersten Plätze an denen an festgelegten Tagen ein Markt abgehalten werden durfte. Am Niedermarkt boten die Fleischhacker und Bäcker ihre Waren an.  Jedoch wurde der Ort nicht nur zum Handel mit Lebensmitteln genutzt, er fungierte auch als Gerichtsplatz. An den dort befindlichen Pranger wurden jene Verbrecher gestellt, welche nicht mit der Todesstrafe belangt wurden. Bis in die 1860er Jahre befand sich eine entsprechende Säule am Niedermarkt, heute erinnert nur noch die Schrannengasse (Schranne = Gerichtsstätte, Fleisch- bzw. Brotbank) an die ehemaligen Funktionen.

Die Lage des Platzes war für die Handelstätigkeit von Vorteil, da die Donau in unmittelbarer Nähe floss und er somit ein natürlicher Landeplatz für den Schiffsverkehr war. Der Niedermarkt und die Wasserzeile wurden als „Lände“ betitelt und waren der Umschlagplatz für Waren. Neben den Handelsschiffen, die in unmittelbarer Nähe anlegten, trugen Personenboote und Zillen, die eine wichtige Verbindung zu Korneuburg darstellten, zum geschäftigen Treiben an diesem Ort bei. In zahlreichen Gasthäusern konnten Arbeiter und Besucher ihren Durst und Hunger stillen, bevor sie wieder ihrem Tagwerk nachgingen.  In den vergangenen Jahrhunderten brachten jedoch zahlreiche Überschwemmungen die negativen Seiten des Standortes immer wieder zum Vorschein. So mussten zum Beispiel die Bewohner, die 1339 ihre Häuser aufgrund eines Großbrandes verloren hatten, im folgenden Jahr gegen ein enormes Hochwasser ankämpfen, das ebenfalls großen Schaden anrichtete. Dies gilt auch für die, bis heute regelmäßig wiederkehrenden Überflutungen, die den Niedermarkt bis in die jüngste Vergangenheit immer wieder unter Wasser setzten.  

Neben dem Abriss der Stadtmauer, die nur donauseitig bestand und mit mehreren Toren versehen war, bedeutete der Bau der Franz-Josefs-Bahn eine wichtige Veränderung für das Erscheinungsbild des Platzes. Nachdem Klosterneuburg 1870 nur eine Station (später Klosterneuburg-Weidling) hatte, wurde 1882 die Haltestelle Klosterneuburg-Kierling eröffnet. Die in Folge dessen erbauten „Personen-Aufnahmsgebäude“ prägen noch heute den Charakter des Niedermarktes. Die „Klosterneuburger Rittergesellschaft“ wollte sich 1876 aktiv an der Gestaltung dieses Platzes beteiligen. In einem Schreiben an den Stadtvorstand, gab diese bekannt, dass sie beabsichtige mit dem Erlös eines Konzertes einen Park anzulegen. Bürgermeister Medek übermittelte den wärmsten Dank an die Gesellschaft und zeigte sich in seinem Antwortschreiben hoch erfreut. Die Umsetzung gelang und 1878 konnte der Park zur weiteren Pflege an die Stadt übergeben werden.


Ein weiterer Aspekt, der die Geschichte und das Aussehen des Platzes prägte, waren die ansässigen Betriebe.
Einen Einblick in die Geschäftswelt um 1900 soll diese exemplarische Aufzählung geben:
Nr.2 Schuhmacher, Theordor Bolly; Pferdearzt, Joh. Haun
Nr.3 Fahrräder/Mechaniker/Nähmaschinen, Leopold Knebelsberger
Nr.5 Gastwirt, Josef Guth Schneider, Jul. Weiser
Nr.11 Fleischhauer, Johann Ringler
Nr.13 Gemischtwaren Handlung, Agnes Fröschl, Gemischtwaren Handlung, Theresia Gindl, Möbelhändler/Tapezierer, Hermann Erber
Nr.17 Tischler, Johann Reicha, Dienstvermittlung, Anna Hametter
Nr.19 Gemischtwaren Handlung, Anna Frey
Nr.23 Gasthof/Gastwirt, Franz Nunner, Wasserzeile 1    Restaurant „zum Kierlinger Bahnhof“, Josef Peisar


Die genauere Geschichte der noch bestehenden Gastronomiebetriebe auf dem Niedermarkt und im gesamten Gebiet Klosterneuburg Stadt, sind im Sonderband 8/1 der Reihe Klosterneuburg Geschichte und Kultur nachzulesen (erhältlich im Stadtmuseum, Kardinal Piffl-Platz 8).


  • Abb_1_GBS0300_17.Jhdt.
  • Abb_2_Hochwasser_1899_Niedermarkt_HF2
  • Abb_3_Hochwasser_1899_Niedermarkt_Eisenkasten
  • Abb_4_Niedermarkt_2_AStKl
  • Abb_5_AStKl_Niedermarkt_3
  • Abb_6_Niedermarkt_HW1901_HF2
  • Abb_7_001_HF8
  • Abb_8_Rittergesellschaft_Niedermarkt_%c3%bcbergeben_1_A5_51

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