Im Jahre 1891 erweckte der barocke Lesehof des Stiftes Wilhering in der Albrechtstraße das rege Kaufinteresse der Stadtgemeinde Klosterneuburg.
Das Gebäude und der anschließende Weingarten wurden von den Zisterziensern nicht mehr genutzt und der Gemeinderat unter Bürgermeister Leopold Medek war auf der Suche nach Grundstücken zur Errichtung einer Volks- und Bürgerschule samt Kindergarten. Nach persönlichen Vorsprachen und intensivem Schriftverkehr sowie der Genehmigung durch die k.k. Staatsbehörden und das bischöfliche Ordinariat in Linz wurde der Kaufvertrag am 28. Mai 1892 unterzeichnet.
Der Kaufpreis betrug 14.700 Gulden, die Stadtgemeinde war dadurch Besitzer des Hauses mit der Conscriptionsnummer 378 und der Grundparzellen 670 und 671 geworden. Nur die Weinpresse blieb im Besitz des Stiftes Wilhering und wurde abtransportiert.
Die Pläne der Gemeindevertretung sahen vor, die historischen Gebäude abzureißen und auf dem Gesamtareal einen Schulkomplex zu errichten. Dies erregte aber den Widerspruch großer Teile der Bevölkerung, die barocken Gebäude sollten erhalten bleiben (ein erster, früher Erfolg der Ortsbildpflege).
Weiters verzögerte ein komplizierter Rechtsstreit mit einer Mieterin des Lesehofes einen raschen Baubeginn. Eine Lösung zeichnete sich am 13. April 1893 ab. Nach einem Gemeinderatsbeschluss erwarb die Stadt die Weingärten des Gastwirts Anton Rieder im Ausmaß von 800 Quadratklaftern in der Langstögergasse um 7.000 Gulden.
1894 wurde mit dem Bau der Langstögerschule begonnen und noch im selben Jahr konnte der Unterricht in der Volks- und Bürgerschule für Knaben und Mädchen aufgenommen werden. Auch ein Kindergarten wurde in dem Doppelschulgebäude untergebracht. Die ihm zugewiesenen Räumlichkeiten wurden allerdings schon 1901 wegen Unzulänglichkeit und Ungeeignetheit in einem Erlass des Bezirksschulrates Tulln beanstandet. Weiters herrschte akute Raumnot für die Volkschule. Das zur Lösung dieser Frage vom Gemeinderat eingesetzte Comitee hatte beschlossen, auf der der Gemeinde gehörigen Grundparzelle Nr. 670 (ehem. Weingarten des Wilheringer Hofes) einen neuen Kindergarten zu erbauen. Da die Gemeinde gesetzlich verpflichtet war, Quartiergelder für die Schuldirektoren der beiden Bürgerschulen zu bezahlen, wurden im ersten Stock des Kindergartengebäudes Naturalwohnungen errichtet.
Die Firma Schömer erhielt im Herbst 1902 den Bauauftrag und im Juli 1903 wurde das Gebäude kollaudiert sowie der Benützungskonsens erteilt. Im August konnten die Dienstwohnungen von den Bürgerschuldirektoren und den Kindergärtnerinnen bezogen werden. Einer dieser Schulleiter war Leopold Berger, ein Freund von Adolf Schiele, dem Vater des später berühmten Egon. Der junge Künstler wohnte als Gymnasiast 1905 / 1906 bei Berger in Untermiete. Das Aquarell „Blick in die Albrechtstraße“ aus 1906 bestätigt das. Kinderwärterin und zugleich Hausmeisterin wurde die Gastwirtstochter Antonie Rieder aus der Albrechtstraße 44 (später Gasthaus Baratto). Zu Beginn des Schuljahres 1903 / 04 nahm der Kindergarten seinen Betrieb auf. Ein aus heutiger Sicht sonderbares Einstandsgeschenk wurde ihm in der Gemeinderatssitzung vom 04. November 1903 zuteil, die Anschaffung von Spucknäpfen für die Schul- und Kindergartenlokalitäten wurde einstimmig beschlossen.
Heute ist das am 02. März 1990 eröffnete Kellertheater im renovierten Wilheringer Hof in der Albrechtstraße 61 als Fixpunkt der österreichischen Kleinkunst- und Kabarettszene weit über die Stadtgrenzen hinaus „weltbekannt“.