Pioniertruppenschule

Weinberggasse, Pioniertruppenschule

Im Zuge der Neuformierung des österreichischen Bundesheeres nach dem Staatsvertrag vom 15. Mai 1955 war die Aufstellung einer zentralen Ausbildungsstätte für die Pioniertruppe zwingend notwendig geworden. Nach personellen Vorbereitungen wurde die Errichtung der Pioniertruppenschule am 20. September 1956 in Klosterneuburg in den Gebäuden der ehemaligen technischen Zeuganstalt in der Magdeburgkaserne befohlen. Damit ging auch der von der Stadtgemeinde im Jahr zuvor gehegte Wunsch „Klosterneuburg muß wieder Garnisonstadt werden“ in Erfüllung. Vor allem für das lokale Wirtschaftsleben war die Wiedererrichtung der militärischen Institution ein maßgebender Faktor, galt es doch, hunderte Soldaten zu versorgen.

Der erste Kommandant der Schule war Major Viktor Exler. Der Aufstellungserlass legte die Aufgabenbereiche detailliert fest: „Offiziersaus- und Fortbildung, pionierfachliche Ausbildung der Militärakademiker, Fachausbildung der Unteroffiziere und Unteroffiziersanwärter, Ausbildung für Spezialverwendungen, Ausbildungen des Kaderpersonals der Truppenpionierzüge, Erprobung von Pioniergerät und Ausrüstung, Verfassung von Vorschriftenentwürfen und Lehrvorführungen“. Dieses ambitionierte, mannigfaltige Lehrprogramm zog in den folgenden Jahrzehnten zahlreiche, interessierte internationale Militärdelegationen in die Stadt.

Am 01. März 1964 wurde Klosterneuburg ein eigener Garnisonsort, der die militärischen Anlagen Magdeburg- und Tegetthoff-Kaserne (Marinekaserne) umfasste. Letztgenannte befand sich in der Kuchelau im 19. Wiener Gemeindebezirk und war auch der Heimathafen der Patrouillenbootstaffel der Donauflotte. Mit zwei Schiffen („Niederösterreich“ und „Oberst Brecht“) und einer Besatzung von 17 Mann besaß die Pioniertruppenschule die kleinste Marine Europas. Bereits am 08. Februar desselben Jahres fand im Stiftskeller der 1. Garnisonsball statt, der ein voller Erfolg – und in den weiteren Jahren ein Höhepunkt der Ballsaison – war. Weitere Manifestationen der guten Beziehungen zwischen Stadt und Garnison waren unter anderem die feierliche Übergabe eines Ehrensignalhornes (1960) und einer Standarte (1965) an die Truppe auf dem Rathausplatz. Einige Brückenbauten im Stadtgebiet sowie der unermüdliche Einsatz bei Hochwasserkatastrophen waren den Klosterneuburger Pionieren zu verdanken. Das Jahr 1967 stand ganz im Zeichen der 200-Jahr-Feier der Pioniergarnison Klosterneuburg am 17. und 18. Juni. Höhepunkte dieser zwei Tage waren unter anderem eine Feldmesse, eine Pioniervorführung, ein Sommerball sowie die Einweihung des Kriegerdenkmales bei der Tutzsäule auf dem Stiftsplatz.

Am 20. Juli 1968 wurde der 1. Traditionstag der Pioniertruppenschule mit einer Kranzniederlegung auf der Donau würdig begangen. Dieser 20. Juli sollte jährlich an die siegreiche Schlacht bei Lissa im Jahre 1866 erinnern. Am selben Tage konnten 36 Familien ihre neuerrichteten Dienstwohnungen in der Weinberggasse beziehen, im Volksmund auch „Habt Acht“-Siedlung genannt. Somit fand für einen Teil der hier diensttätigen Offiziere und Unteroffiziere die Trennung von ihren Familien ein Ende.

Ebenfalls im Sinne der Traditionspflege fand am 29. September 2000 die Eröffnung der Pionierlehrsammlung in der Magdeburgkaserne statt. Dadurch erlebte auch das Pioniermuseum von 1927 eine Wiedergeburt. Die beachtliche Schau präsentierte die Entwicklung des Pionierwesens und die Geschichte der Garnison in Klosterneuburg. Diese endete im Zuge einer Heeresreform am 22. November 2012 mit der Verabschiedung der Pioniertruppe aus der Babenbergerstadt.

Quellen und Literatur liegen im Stadtarchiv auf.  

Hier noch ein paar Eindrücke.

15.04.2021

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