Haus Niedermarkt 2

In den vergangenen beiden Ausgaben wurden die Geschichte und das Erscheinungsbild des Niedermarktes beschrieben. Ein Element, welches das Aussehen für viele Jahrhunderte prägte, war das Haus Niedermarkt 2 bzw. Hundskehle 27, bevor es schließlich im Jahr 1935 abgerissen wurde.

Laut Grundbuch des Stiftes Klosterneuburg aus dem Jahr 1436 stand an diesem Ort bereits ein Stadl. Fast hundertfünfzig Jahre später kaufte der erste Hafner das mittlerweile zu einem Haus ausgebaute Gebäude. Hafner erzeugten Gefäße aus Ton oder Lehm, die Nähe zum Kierlingbach und der Donau waren vermutlich für die Tonmischung förderlich. Bis ins Jahr 1796 folgte eine Periode, in der nur Hafner als Eigentümer der Liegenschaft überliefert sind. Folglich wird 1802 das Gewerbe sogar auf das Haus radiziert, das bedeutet, dass das Gewerbe mit dieser Realität verbunden ist und von dem Eigentümer ausgeübt werden darf. Die Löschung dieser Bindung wurde jedoch bereits 1836 durchgeführt, um einen leichteren Verkauf des Grundstückes zu garantieren. Das sogenannte Hafnerhaus lag nicht unweit vom „Hafner Thürl“ entfernt. Bis ins Jahr 1785 wurde dieses, ebenso wie die acht weiteren Tore der Stadtmauer, von einem „Thorspörrer“ bewacht. Bei dem Durchgang handelte es sich um ein Segmentbogenportal, das 1870 mit dem Abriss der Stadtbefestigung verschwand.

1884 erwarb die Realitätenbesitzerin Maria Josefa Löwenfeld aus Wien das Gebäude Niedermarkt 2 um 8.500 Gulden. Im August 1895 wurde im Gemeinderat der Stadt Klosterneuburg ein Ansuchen von Frau Löwenfeld verlesen. In diesem erklärte sie ihre Absicht, das Haus auszubauen, und ersuchte um Bestimmung der Baulinie. Nach kurzer Debatte entschied der Gemeinderat einstimmig gegen den Antrag. Dem Beschluss des Gremiums war der bereits zuvor gefasste Regulierungsplan vorangegangen. Dort wurde das Grundstück nämlich als „öffentlicher Zukunftsplatz“ ausgewiesen. Zwei Jahre später folgte ein weiteres Gesuch und die Hoffnung von Maria Josefa Löwenfeld erneuerte sich, das Haus doch noch umbauen zu können. Andernfalls würde sie es der Gemeinde verkaufen. Letzteres wurde schließlich für den Gemeinderat durch Bürgermeister Leopold Medek abgewickelt. So ging das Grundstück im Jahre 1897 in den Besitz der Stadtgemeinde über, um eine spätere Platzgestaltung zu gewährleisten.  

In der Gemeinderatssitzung vom 27. Mai 1935 wurde folgender Beschluss gefasst: „Die Demolierung des städt. Wohnhauses Klosterneuburg, Niedermarkt Nr. 2, welches von der Stadtgemeinde Klosterneuburg schon im Jahre 1898 als für den Abbruch bestimmtes Demolierungsobjekt angekauft wurde, nachdem sich bereits damals der Abbruch dieses Objektes aus öffentlichen Verkehrsrücksichten als unbedingt notwendig erwiesen hatte, wird aus öffentlichen Verkehrsrücksichten einstimmig beschlossen.“

Das Rathaus profitierte von der Gewinnung alter Rohstoffe aus dem abgerissenen Haus. So wurde sein hofseitiger Teil mit dem Eternitschiefer des Hauses Niedermarkt 2 gedeckt. Von der schnellen Abwicklung der Arbeiten zeugt ein Aufruf in der Neuen Klosterneuburger Zeitung. Demgemäß wurden alle Klosterneuburger informiert, dass nach Abschluss der Abrissarbeiten des Hauses der geplante Wochenmarkt auf diesem Platz am 19.10.1935 abgehalten werden konnte. Wirtschaftsbesitzer und Berufsgärtner, zum überwiegenden Teil aus der Korneuburger Gegend, hatten nun dort die Möglichkeit, jeden Samstag ihre Produkte anzubieten.

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