Am 09. Juni 1774, also vor 250 Jahren, erblickte Joseph von Hammer in der Steiermark das Licht der Welt.
Bereits als Zögling der orientalischen Akademie suchte Hammer öfters Erholung im institutseigenen Ferienheim in Weidling (in der heutigen Janschkygasse 6). Schon als junger Mann fasste er den Entschluss einst hier begraben sein zu wollen und hielt dies sogar schriftlich in seinem ersten überlieferten Gedicht auf Weidling aus dem Jahr 1797 fest.
Ein geschenkter Araberhengst, den er für 100 Dukaten weiterverkaufte, ermöglichte ihm im Jahr 1819 die Errichtung seiner eigenen Grabstätte in Angriff zu nehmen. Einige Passagen seiner Memoiren geben Aufschluss über die Entstehung: Den Marmor für das Denkmal bekam er geschenkt, die geplanten Inschriften in persischer, arabischer und türkischer Sprache ließ er eigens von einem Kalligraphen aus dem Serail anfertigen und von dem Steinmetzmeister Leopold Kiesling auf den Stein übertragen. Die Arbeiten selbst pflegte er so oft es ging persönlich zu überwachen. Auf dem Grabmal „nach morgenländischem Geschmacke“ waren insgesamt zehn Inschriften in allen Sprachen, die er selbst beherrschte, angeordnet. Zu den persischen, arabischen und türkischen Texten an den stelenförmig hochgezogenen Kopf- und Fußplatten hatte er sich durch Grabinschriften inspirieren lassen, die er auf seinen Reisen vor Ort eingehend studiert hatte. Außerdem fanden sich hier auch florale und orientalische Schmuckreliefs. Auf dem Sarkophag selbst konnte man europäische Literaturzitate aus den Werken Shakespeares, Calderons, Dantes, Malherbes, Xenophons und Horaz‘ lesen. Die einzige deutschsprachige Inschrift war ein traditioneller Gedenktext für Hammer-Purgstalls 1844 verstorbene Frau Karoline. Ihre Beisetzung war es auch, die den Anlass zur tatsächlichen Aufstellung des bereits 1821 fertiggestellten Grabmals gab.
Das marmorne Denkmal hielt der Witterung jedoch nicht stand. Zwei Jahre später musste Hammer-Purgstall es aufgrund starker Schäden abtragen lassen und überführte es nach Schloss Hainfeld, das er 1835 von den Grafen Purgstall gemeinsam mit deren Namen und Wappen geerbt hatte. Er entschloss sich, ein neues Denkmal in Weidling bauen zu lassen und verwendete diesmal Granit, um neuerliche Beschädigungen zu verhindern. Die erhaben ausgeführten Inschriften und morgenländischen Ausschmückungen waren in dem härteren Gestein allerdings nicht wieder umzusetzen. Die Inhalte wurden fast originalgetreu übernommen.
Bei dem Denkmal handelt es sich übrigens um ein Kenotaph – ein leeres Grabmal zur Erinnerung an einen Toten, der an anderer Stelle begraben ist. Hammer-Purgstall starb am 23. November 1856 und ruht gemeinsam mit seiner Frau gleich links von dem Denkmal in einer schlichten Gruft. Das Ensemble wird abgerundet von einer Grabstele in osmanischem Stil, die Hammer-Purgstall für seine vierjährig verstorbene Tochter Rosalie aufstellen ließ sowie dem benachbarten Gedenkstein, den er seinem „Amtsgenossen“, dem Hofdolmetsch, Franz von Dombay als Ersatz für dessen verwittertes Grabkreuz widmete.