Fronleichnam anno dazumal

Fronleichnam (das Hochfest des allerheiligsten Leibes und Blutes Christi) ist seit jeher nicht nur eines der kirchlichen Feste mit höchstem liturgischem, sondern aufgrund der prunkvollen Prozessionen in früheren Zeiten auch von erheblichem gesellschaftlichem Rang. Fotos und Zeitungsberichten kann man entnehmen, dass die Umzüge stets von zahlreichen politischen Würdenträgern, Institutionen, Korporationen und großen Menschenmengen begleitet wurden.

Weite Teile der Bevölkerung beteiligten sich rege daran, die Straßen und Häuser feierlich zu schmücken. Für die Lagerung, Aufstellung und Instandhaltung der Altäre sowie für deren Dekoration und Bereitstellung der musikalischen Umrahmung war die Stadtgemeinde zuständig. 1913 hatten die Auslagen dafür noch rund 400 Kronen betragen und waren bis 1919 kontinuierlich auf rund 700 Kronen gestiegen. 1920 kam es in Folge der Nachkriegsinflation zu einer wahren Kostenexplosion von rund 3.200 Kronen, die für die Gemeinde nicht mehr aufzubringen war. 1921 wurde daher beim Stift um Übernahme der Altäre gegen einen jährlichen Obolus von 500 Kronen angesucht.

Einen großen Rückschlag stellte die Machtübernahme der Nationalsozialisten im Jahr 1938 dar. Unter dem neuen Regime war öffentliche Religionsausübung nicht gern gesehen. Der daraus resultierende Zwiespalt lässt sich schön an einer Verlautbarung des Stadtpfarrers in der Klosterneuburger Zeitung ablesen: „Der Fronleichnams Umgang wird in der Unteren Stadt – entgegen der ersten Verlautbarung – nun doch am Sonntag, den 19. Juni abgehalten.“ Die Prozession in der Oberen Stadt durfte, bis die Umzüge endgültig verboten wurden, nur mehr am Stiftsplatz stattfinden.

Wenig verwunderlich berichteten die lokalen Medien im Jahr 1946 begeistert: „Nach vielen Jahren konnte man in Klosterneuburg heuer zum ersten Male wieder einen festlichen Fronleichnams-,Umgang‘ sehen, der sich an die traditionellen Umgänge früherer Zeit würdig anreiht.“ In den folgenden Jahren blühte das Hochfest wieder zu fast altem Glanz auf.

1898	1898	1905

1931	1940 (Sammlung Höslinger)	1949 (Sammlung Höslinger)