Dr. Hugo Hoffmann

Dr. Hugo Hoffmann

Franz Kafkas letzter Quartiergeber

„Am 09. März 1927 starb Medizinalrat Dr. Hugo Hoffmann, Gemeindearzt und Sanatoriumsbesitzer in Kierling, nach kurzem Leiden im 65. Lebensjahre. Doktor Hoffmann erwarb sich nicht nur während seiner 30-jährigen gewissenhaften ärztlichen Tätigkeit in Kierling, sondern auch durch die Pflege des deutschen Liedes in Sängerkreisen die allgemeine Achtung und Wertschätzung, die auch in der zahlreichen Beteiligung an dem am 12. März stattgefundenen Leichenbegängnisse zum Ausdrucke kam. Ehre seinem Angedenken!“, informierte das Amtsblatt der BH Tulln vom 19. März seine Leserschaft.

Hugo Hoffmann wurde am 02. September 1862 in Sereth im damaligen Herzogtum Bukowina (heute Rumänien) geboren. Sein Medizinstudium beendete er 1888 in Wien mit der Promotion. Wie in der Monarchie üblich, wechselte er öfter seinen beruflichen Standort: 1891 war er Werksarzt bei der k.k. Forstverwaltung in Wildalpen (Steiermark) und danach bis 1896 Regimentsarzt in Stadt Liebau im heutigen Tschechien. 1897 wurde Hoffmann von der Sanitätsgemeindegruppe Kierling-Gugging zum Gemeindearzt ernannt. Er löste den beliebten Arzt Franz Reiss ab, der krankheitsbedingt mit 80 Jahren in Pension ging. „Der neue Gemeindearzt, Herr Dr. Hugo Hoffmann, ein gewesener Regimentsarzt, hat sich gleich anfangs durch glückliche Curen der Bevölkerung sehr gut empfohlen und deren Vertrauen schon in der kürzesten Zeit im vollsten Maße erworben.“, berichtete die Klosterneuburger Zeitung im Mai 1897. 

An der Hauptstraße Nr. 71 (heute Nr. 187) ließ er sich 1901 von der Baufirma Schömer ein einstöckiges Haus errichten, das als Wohnhaus und Arztpraxis mit Hausapotheke diente. 1909/10 ließ er es zu einem dreistöckigen Gebäude vergrößern. 1910 wurde Kierling elektrifiziert. Auch vor Hoffmanns Heilanstalt stand ein Trafokasten, durch den der Fahrstuhl im Sanatorium für Lungenkranke betrieben werden konnte. Die mit wenig Personal geführte, familiäre Anstalt verfügte über zehn Einzelzimmer sowie ein Doppel- und ein Dreibettzimmer. Gegessen wurde im gemeinsamen, gemütlichen Speisesaal. Am Samstag, dem 19. April 1924 bezog Franz Kafka als Patient ein Einzelzimmer mit Balkon. Kierling hatte sich im Lauf der Jahre zu einer beliebten Sommerfrische und zu einem Luftkurort entwickelt. Im Sommer 1910 standen für die zahlreichen Gäste zehn „christliche Gasthäuser und eine koschere Auskocherei“ zur Verfügung. Da konnte ein Sanatorium vor Ort für das städtische Publikum nicht schaden. Neben seiner Funktion als medizinischer Leiter seiner Anstalt war Hoffmann auch noch im Diakonissenheim und in der „N.Ö. Landes-Irrenanstalt Gugging“ tätig. Als Mitbegründer und Obmann der 1900 gegründeten Kierlinger Sängerrunde war er fest im gesellschaftlichen Leben verankert und saß darüber hinaus im Kierlinger Gemeinderat.

Im Privatleben war Hoffmann seit 1890 mit der Wienerin Karoline geb. Schimmer verheiratet, aus der Ehe entsprangen vier Kinder. Sein Sohn Hugo Hoffmann trat in die Fußstapfen seines Vaters und war nach dessen Tod 1927 bis 1956 ebenfalls in Kierling als Gemeindearzt tätig.

Ein herzliches Dankeschön gebührt der Leiterin des Universalmuseums Kierling, Direktorin Christine Chlebecek, für wertvolles Bildmaterial.

Sanatorium Kierling

Pillendose von Dr. Hoffmann's Hausapotheke in Kierling




05.03.2024

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