Der Ölberg und seine Geschichte

Historischer Stadtplan von Klosterneuburg

Das Erscheinungsbild Klosterneuburgs ist unter anderem durch die Ausläufer des Wienerwaldes charakterisiert. Höhere und niedrigere Erhebungen schaffen das gewohnte Bild der Stadt. Eine dieser Anhöhen wird Ölberg genannt und gehört zum stark besiedelten Gebiet der Region. Doch woher kommt dieser Name und wie hat sich dieses Viertel entwickelt?

Die Stadt Klosterneuburg war und ist geprägt durch den Weinbau. Aufgrund ihrer Lage in der geologischen Flyschzone stehen die Reben oft auf tonig-mergeligen Böden mit brüchigem Ruinenmarmor, die eher nährstoffarm sind. An verschiedenen Hängen finden sich jedoch auch fruchtbare Lößböden, wie in der Umgebung des Ölberges. Dieses Gebiet wurde bereits im Mittelalter für den Weinbau genutzt. Erst um 1920 waren ein Rückgang der Weinbauflächen und eine wachsende Siedlung auf dem Ölberg zu bemerken. Um einem Vergessen der Riednamen und ihrer Geschichte entgegenzuwirken, entschied der Gemeinderat der Stadt Klosterneuburg in der Sitzung vom 1. Februar 1926, diese in den Straßennamen zu verewigen. Noch heute findet man die Golergasse, Beindelgasse, Hengstberggasse, Mödlingergasse und den Urberweg in Klosterneuburgs Stadtplan.

Auch das Käferkreuz steht in enger Beziehung zum Weinbau. Es wurde errichtet, nachdem die Reben im 17. Jahrhundert Hagel, Frost und Insekten („Zigarrenwickler“) zum Opfer gefallen waren. Die Bürger der Unteren Stadt erhofften sich durch das Aufstellen der Gedenksäule und die jährlichen Wallfahrten durch Maria mit dem Jesuskind und den abgebildeten Heiligen Schutz vor weiteren Gefahren.

Ebenfalls Zeichen der Religiosität sind die 1713 erbaute Kreuzkapelle, die um 1720 datierte Abschiedskapelle und die im 17. Jahrhundert errichtete plastische Ölberggruppe in der Käferkreuzgasse. Dieses Ensemble, das Christus mit seinen schlafenden Jüngern zeigt, war einst freistehend, nur umgeben von einem Holzzaun, und ist Namensgeber für den Berg, auf dem sie steht. Auch der Name Holzgasse gibt Aufschluss über die ehemalige Nutzung des Gebietes. Durch sie wurde der Weg in den Wald angezeigt.
Demnach war der Ölberg einst geprägt durch Wald, Wiese sowie Weinbau – und das bis in die 1920er Jahre.

Aus Zeitungsartikeln in der Neuen Klosterneuburger Zeitung des Jahres 1929 erfahren wir von einem erbosten „Ölberger“, dass sich die ungefähr 30 Häuser umfassende Siedlung auf dem Ölberg als Stiefkind der Stadt fühlte. In der Kritik standen die schmalen, unbefestigten Wege ebenso wie der fehlende Anschluss an die Wasserleitung. Der letzte Umstand führte dazu, dass die Einwohner ihr Wasser von einer abgelegenen Quelle holen mussten.  

Die abgeschiedene Lage der Siedlung wird auch durch die Schaffung einer Landannahme der Post für das betreffende Gebiet deutlich. Hier konnten die von den Postämtern zu weit entfernten Bewohner ihre eingeschriebenen Briefe oder Ähnliches entgegennehmen. 1924 wurde die Herstellung einer elektrischen Leitung aufgrund der enormen Kosten vom Gemeinderat abgelehnt und sollte erst errichtet werden, wenn eine dichtere Verbauung verzeichnet würde. Erst ab den 1950ern wurde eine deutliche Konzentration infrastruktureller Arbeiten auf dem Ölberg deutlich. Am Ausbau der öffentlichen Beleuchtung, des Straßennetzes und des Kanalsystems sowie den mehrfachen Grundstücksteilungen ließ sich die Entwicklung der Siedlung zum modernen Stadtteil deutlich erkennen. Mit der Eröffnung des Kindergartens in der Käferkreuzgasse im Jahr 1991 wurde eine weitere Erleichterung für die Bewohner geschaffen.

Ölberggruppe - historische Aufnahme

Käferkreuz - historische Aufnahme


25.11.2024

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