3x 150: Benesch, Strauch und Pühringer

Klosterneuburg Panorama aus den Weinbergen

Dass Klosterneuburg nicht nur wegen der räumlichen Nähe zu Wien, sondern auch und vor allem wegen der schönen Natur von je her künstlerische Gemüter anzog und formte, ist keine Neuigkeit. Als bester Beweis dafür möge gelten, dass die Wiege einer der ältesten Künstlervereinigungen des Landes, nämlich des Vereins Heimischer Künstler (dessen Vermächtnis im heutigen Künstlerbund Klosterneuburg weiterlebt) hier steht. Drei wohlverdiente Vertreter der „Heimischen“ wurden vor 150 Jahren geboren. Ein willkommener Anlass sie hier näher vorzustellen.


Josef Ferdinand BeneschJosef Ferdinand Benesch
kam am 4. Jänner 1875 als ältestes von sechs Kindern in Kummrowitz bei Brünn (Mähren) zur Welt. Sein Vater Josef war Kunsttischler und so kam Josef Ferdinand sehr früh in Kontakt mit Pinsel und Farbe. Ein Studium blieb ihm jedoch aus finanziellen Gründen verwehrt. Stattdessen ging er bereits mit 17 Jahren nach Wien, um an der Akademie Abendkurse für Aktzeichnen und Perspektive bei den Professoren Brenek und Büchler zu besuchen. Seinen Lebensunterhalt verdiente er zunächst als Büroangestellter, bevor er als Modezeichner beim Verlag „Chic Parisien“ unterkam. Seine Tätigkeit, die er 35 Jahre lang ausübte, führte ihn zweimal im Jahr nach Paris, wo er sich weiteren Studien widmete und in Kontakt mit damals modernen Kunstrichtungen kam. 1896 ehelichte er Laura Rode, mit der er zwei Söhne sowie ein Zwillingspärchen bekam. Die Familie zog 1905 nach Klosterneuburg. Während des ersten Weltkrieges versah er seinen Dienst als Infanterieleutnant. Bereits vor Kriegsausbruch war er dem Verein Heimischer Künstler beigetreten und hier – wie auch bei anderen Vereinigungen – sehr aktiv. Die Auflösung des Vereins im Jahr 1938 tat seinem Engagement keinen Abbruch – gemeinsam mit anderen Kollegen initiierte er die Kameradschaft bildender Künstler Groß-Wien Nord und sicherte damit den Fortbestand der Gruppe. Die Wiederherstellung des Vereins Heimischer Künstler im Jahr 1945 sollte er noch erleben, die Selbständigkeit Österreichs nicht. Er verstarb am 31. Juli 1954 in Klosterneuburg. Das Familiengrab am Unteren Stadtfriedhof sowie eine nach ihm benannte Straße am Ölberg erinnern bis heute an ihn.




Hans PühringerHans Pühringer
wurde als einziger der hier vorgestellten Künstler in Klosterneuburg geboren. Am 23. September 1875 erblickte er als eines von neun Kindern des Import-/Exporthändlers Karl und seiner Frau Johanna Pühringer das Licht der Welt. Schon früh wurde Hans´ künstlerische Begabung offensichtlich und der Vater schickte ihn auf die Kunstgewerbeschule (heute Akademie der Bildenden Künste) in Wien, wo er bei den Professoren von Matsch (Fresken und Bildkomposition) und Eisenmenger (Historienmalerei) studierte. Seinen Lebensunterhalt verdiente er als Portraitmaler. Aufgrund seines großen Talents wie auch seines gewinnenden Wesens avancierte er bald zum Liebling der „höheren Gesellschaft“ bis in den altösterreichischen Hochadel, wo er ebenfalls als Zeichenlehrer gefragt war. Dennoch hielt er seiner Heimatstadt stets die Treue und brachte sich in vielen Bereichen sehr aktiv ein. So war er nicht nur gesuchter Porträtist angesehener Klosterneuburger Familien und Erschaffer lieblicher örtlicher Ansichten, sondern auch Gründungsmitglied des Vereins Heimischer Künstler sowie ebenso begeisterter wie erfolgreicher Turner im hiesigen Männer-Turnverein und Ruderer. Ab 1914 war er für das Kriegs-Presse-Quartier an der Front stationiert. Bereits vor dem Ersten Weltkrieg war er zum Ausstattungschef der k.k. Hofoper (heute Staatsoper) bestellt worden. Bis 1921 erfüllte er diese Aufgabe mit größter Hingabe und Genauigkeit, was ihn über die Landesgrenzen hinaus bekannt machte. So „schafften“ es zwei seiner Bühnenbilder sogar bis an die Metropolitan Opera in New York und die Mailänder Scala. Klosterneuburg und „seinen“ Institutionen blieb er jedoch bis ins hohe Alter eng verbunden. Körperlich und geistig rege, war er auch künstlerisch aktiv solange es sein Augenlicht erlaubte. Noch zu Lebzeiten benannte die Stadtgemeinde eine Verkehrsfläche am Ölberg nach ihm, bevor er am 21. Jänner 1970 im beachtlichen 95. Lebensjahr verschied. Er ist am Oberen Stadtfriedhof beigesetzt.




Ludwig Karl Strauch

Ludwig Karl Strauch
wurde am 11. Juli 1875 als ältestes Kind des Meerschaumdrechslermeisters Josef Strauch in Wien geboren. Obwohl eigentlich für einen technischen Beruf vorgesehen, schrieb er sich mit 15 Jahren an der Akademie der Bildenden Künste in Wien ein – aufgrund seiner bescheidenen finanziellen Lage anfänglich nur als Gasthörer bei den Professoren Eisenmenger (Historienmalerei), Griepenkerl (Portraitmalerei und allegorische Darstellungen) und Huber (Tiermalerei). In seinem Abschlussjahr erhielt er ein Reisestipendium für Italien. Sein Weg führte ihn jedoch unverhofft weiter nach Transvaal/Südafrika, wo er im Burenkrieg kämpfte, und über Madagaskar und Sansibar bis nach Indien, was ihm den Namen „Karl May von Klosterneuburg“ eintrug. 1900 kehrte er nach Österreich zurück. Am 4. Oktober 1905 heiratete er Camilla von Savageri und zog nach Klosterneuburg, wo er eine Stelle als Zeichenlehrer am Gymnasium Klosterneuburg antrat und 1907 die gemeinsame Tochter Trude zur Welt kam. Seine modernen Unterrichtsmethoden sollten sich für so manchen Schüler als Glücksfall erweisen. Nicht zuletzt für Egon Schiele, dessen außerordentliches Talent Strauch als einer der Ersten erkannte und nach Kräften förderte. Daneben setzte er sich als Mitbegründer des Vereins Heimischer Künstler Klosterneuburg aktiv für die lokale Kunstszene ein. 1914 musste auch er an die Front, bevor er nach einer schweren Verwundung als Kriegsmaler in das Kriegs-Presse-Quartier versetzt wurde. 1935 – im Jahr von Strauchs Pensionierung – verstarb seine Ehefrau Camilla. Die Zeit der NS-Diktatur brachte die Auflösung „seines“ Vereines Heimischer Künstler (dem oben bereits erwähnten Nachfolgeverein stand er als „Kameradschaftsführer“ vor), sowie große Sorge um die Familie. Die zwischenzeitlich geborenen Enkelkinder, die väterlicherseits als „Judenstämmlinge“ galten, wie auch der Schwiegersohn August Helmreich konnten jedoch durch vorsichtiges Agieren der Verfolgung entgehen. 1947 fand Ludwig Karl Strauch erneut sein Glück mit seiner zweiten Frau Helene. Rüstig bis zuletzt, war er nicht nur künstlerisch tätig, sondern reiste selbst als hochbetagter Mann noch gerne, ehe er am 24. August 1959 verstarb. Er ist neben seiner ersten Frau und seiner Tochter am Unteren Stadtfriedhof beigesetzt. An ihn erinnert ebenfalls eine Straße in der Unteren Stadt.


19.05.2025

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