Stadtgeschichte

Die frühesten Spuren menschlicher Ansiedlung in Klosterneuburg reichen bis in das Neolithikum zurück. Eine erste Siedlungskontinuität entwickelte sich erst ab der Mitte des 1. Jahrhunderts nach Christus mit der Errichtung eines römischen Hilfstruppenkastells, dem westlichsten der Provinz Pannonien.

Zahlreiche archäologische Grabungen legen Zeugnis über das Leben der Römer und die Besiedlung des Platzes bis ins 5. Jahrhundert; aber der Name dieses Kastells ist uns bis heute unbekannt. Eine nachweisbare Besiedlung dieses Hochplateaus setzte erst wieder im 11. Jahrhundert ein.

Große Bedeutung erlangte die Stadt um 1113, als sich Markgraf Leopold III. hier eine ansehnliche Residenzstadt schuf. Leopold III., der mit Agnes, der Tochter Kaiser Heinrichs IV. verheiratet war, errichtete am Rande der Oberen Stadt seine neue Residenz, die in Anlage und Ausmaß der standesgemäßen Stellung des Reichsfürsten entsprach. Im Jahr 1114 ließ Leopold III. in feierlicher Weise den Grundstein für eine neue monumentale Stiftskirche legen. Die Kirche war ursprünglich ein Kollegium für weltliche Kanoniker und wurde erst 1133 in ein Augustiner-Chorherrenstift umgewandelt. Klosterneuburg bekam damals schon jene Ausdehnung, die sie durch Jahrhunderte beibehielt. Die Donau war für die Bewohner dieser Siedlung eine große Bedrohung, aber auch zugleich ihr Lebensnerv, da auf dem Wasserweg ein Großteil der Handelsgüter befördert wurde. Die häufigen Überschwemmungen drängten die Bewohner jenseits der Donau immer mehr landeinwärts, sodass zu Beginn des 13. Jahrhunderts sich die beiden Stadtteile auseinanderentwickelt hatten. Diese natürliche Teilung brachte für die Bewohner große Schwierigkeiten, die auch Albrecht I., der sich 1288 in Neuburg eine neue Burg als Residenz errichten ließ, nicht verborgen blieben. 1298 trennte Albrecht I. die beiden Stadthälften und verlieh Neuburg klosterhalben, dem eigentlich älteren Siedlungskern, ein neues Stadtrecht.

Die schlecht umwehrte und daher schwer zu verteidigende Untere Stadt musste immer wieder den feindlichen Belagerungen preisgegeben werden. Sie wurde mehrfach geplündert und zerstört, während sich die Bevölkerung in den Schutz der stark befestigten Oberen Stadt begab. So vor allem während der Türkenbelagerungen von 1529 und 1683. Dass die Stadt 1683 trotz ihrer schwachen Kräfte bis zuletzt durchhalten konnte und somit einen wichtigen Flankenschutz beim Anmarsch der verbündeten Christenheere zum Entsatz von Wien bilden konnte, war in erster Linie der Verdienst zweier Chorherren und der starken Solidarisierung zwischen Stift und Stadt.

In den Jahren 1805 und 1809 wurde die Stadt von französischen Truppen besetzt, am 20. Dezember 1805 weilte Napoleon kurz im Stift Klosterneuburg.

In der Mitte des 19. Jahrhunderts war Klosterneuburg ein noch in sich abgeschlossenes Weinhauerstädtchen mit knapp 5.000 Einwohnern. Mit dem Ausbau der Verkehrsverbindungen nach Wien wählten viele Wiener Beamte und Arbeiter Klosterneuburg als neues Wohndomizil. In den 30er Jahren zählte Klosterneuburg bereits über 15.000 Einwohner.

Mit dem "Anschluss" an das Deutsche Reich 1938 verlor nicht nur Österreich seine Unabhängigkeit, auch Klosterneuburg büßte seine Selbständigkeit ein. Die Stadt wurde am 15. Oktober 1938 Groß-Wien eingegliedert und bildete mit den Orten Gugging, Kierling, Höflein, Kritzendorf, Weidling und Weidlingbach den 26. Wiener Gemeindebezirk.

Im Juli 1946 wurde vom Nationalrat die Rückgliederung Klosterneuburgs und weiterer 80 Gemeinden nach Niederösterreich beschlossen. Der Alliierte Rat verweigerte diesem Gesetz jedoch jahrelang seine Zustimmung, sodass die Rückgliederung erst mit 1. September 1954 vollzogen werden konnte. Die gesamten Gebietsteile der vor dem 15. Oktober 1938 ehemals selbständigen Gemeinden Gugging, Kierling, Höflein, Kritzendorf, Weidling und Weidingbach wurden der wiedererrichteten Stadtgemeinde Klosterneuburg eingegliedert. Damit wurde Klosterneuburg zur drittgrößten Stadt Niederösterreichs.

Seit 1971 besteht mit der Stauferstadt Göppingen (Baden-Württemberg) eine Partnerschaft. Beide Städte haben sich nach 1945 der Heimatvertriebenen aus dem Sudetenland besonders angenommen. Die Stadt Göppingen übernahm die Patenschaft für den Schönhengstgau und Klosterneuburg zunächst die Patenschaft für die Sudetendeutschen Landsmannschaften in Wien, Niederösterreich und Burgenland, ab 2003 für ganz Österreich.

Am 21. Oktober 1989 hat das Generalkapitel der Generalpräfekten Europas vom Internationalen Orden Pro Concordatia Populorum (PCO) bei seiner Sitzung in Schwyz einstimmig beschlossen der Stadtgemeinde Klosterneuburg, als erste Stadt Europas, den Titel Stadt der Völkerverständigung zu verleihen. 1990 wurde die Österreichische Gesellschaft für Völkerverständigung, Rathausplatz 7, 3400 Klosterneuburg, gegründet.

1998 übersiedelte die Bezirkshauptmannschaft Wien-Umgebung von Wien in ein eigenes, neues Amtsgebäude nach Klosterneuburg. Mit 31. Dezember 2016 wurde der politische Bezirk Wien-Umgebung aufgelöst und die Stadtgemeinde Klosterneuburg mit 1. Jänner 2017 dem Bezirk Tulln zugeteilt.

Um die Verkehrssituation in der Stadt zu verbessern, begannen ab Herbst 2005 die Vorarbeiten zur 3,6 km langen Umfahrung Klosterneuburg, die parallel zur Franz-Josefs-Bahn verläuft und mittels Unterführung der Bahn eine bessere Zufahrt zum Gewerbegebiet Schüttau ermöglicht. Die Verkehrsfreigabe erfolgte 2008.

 

Seit Herbst 2006 plante das Land Niederösterreich als Grundeigentümer und Bauherr gemeinsam mit I.S.T. Austria das Institute of Science and Technology in Maria Gugging. 2007 wurde der Masterplan für die nächsten 30 Jahre vorgestellt. 2009 wurde das Institut eröffnet, 2011 der Forschungsbetrieb aufgenommen.

Durch die Schließung der Magdeburgkaserne (2012) wurde eine 245 Jahre dauernde Pioniertradition in der Stadt beendet.

2014 wurde Klosterneuburg Sitz des Konrad-Lorenz-Institutes für Evolutions- und Kognitionsforschung. Das Institut in der Martinstraße ist ein internationales Zentrum für Biologie.

 

In der Stadtgemeinde Klosterneuburg präsentieren 9 Museen und Sammlungen Kultur-, Heimat und Kunstgeschichte. Weltweit prominent ist, neben den Kunstschätzen des Stiftes, das Art Brut Center in Maria Gugging.

Ein bedeutender Wirtschaftsfaktor sowohl für das Stift (das im Mittelalter den Beinamen „Zum rinnenden Zapfen“ besaß) als auch für die Stadt Klosterneuburg war und ist der Weinbau (87% des Gemeindegebietes werden land- und forstwirtschaftlich genutzt, davon 150 ha Weinanbaugebiete). Vom Mittelalter bis zum Ende des 18. Jahrhunderts besaßen zusätzlich etwa 40 Stifte und Klöster in Klosterneuburg Lese- und Wirtschaftshöfe. 1860 wurde im Stift die Weinbauschule gegründet; ihr erster Direktor war August Freiherr von Babo. Sie bezog 1878 das neuerbaute Schulgebäude in der Wienerstraße Nr. 74 (heute Höhere Bundeslehranstalt und Bundesamt für Wein- und Obstbau Klosterneuburg).

 

Umfangreiche weiterführende Informationen zu Klosterneuburg bieten die drei Bände Klosterneuburg. Geschichte und Kultur - erhältlich im Stadtmuseum:

Band 1: Die Stadt

Band 2: Die Katastralgemeinden

Band 3: 1954 – 2004, 50 Jahre wieder selbstständig.

 

Erfahren Sie auf dem Historienpfad in der oberen und unteren Stadt mehr über die Stadtgeschichte.

 

Erfahren Sie hier mehr auch unter:

Datei herunterladen: PDFEntwicklung der Siedlungsgeschichte Klosterneuburgs

Datei herunterladen: PDF

Datei herunterladen: PDF

Wienerwaldatlas_Band_1 (pdf 13.93 MB) 

Wienerwaldatlas_Band_2 (pdf 23.52 MB)

 

Seiteninhalt teilen:

Weiterleiten mit FacebookWeiterleiten mit LinkedInWeiterleiten mit Twitter